Der Versuch, in Travemünde noch schnell die Passat, das Schwesterschiff der 1957 gesunkenen Pamir, zu besuchen, scheiterte an der Wahl der Flussseite...offensichtlich hat es sich die Pamir am gegenüberliegenden Ufer bequem gemacht. Aber für das ein oder andere Foto konnte sie trotzdem noch als Kulisse herhalten:
Durch Eis und Espresso für die entgangenen nautischen Freuden entschädigt, war der Skandinavienkai, genauer gesagt die an selbigem wartende Fähre, das nächste Ziel.
Ja, diese Fähre. Von Travemünde ging es nach Trelleborg. Recht schönes Schiffchen, die „Holgerson“, wenn auch nicht allzu viel los war. Dafür wurde in der „Panorama Lounge“ Unterhaltung vom Feinsten geboten. Ein Alleinunterhalter, nennen wir ihn mal „General Midi“, der zwar in Statur und Frisur durchaus Götz Kühnemund glich, leider aber nicht dessen Musikgeschmack teilte, verwöhnte uns mit Country- und Instrumental-Klassikern, untermalt von feinstem Midi-Sound. Bontempis späte, aber dafür umso schmerzhaftere Rache. Irgendwie sah er traurig aus. Ganz alleine in seiner - als Piratenschiff dekorierten - Ecke.
Dafür war das Thekenpersonal freundlich, gut gelaunt und ebenfalls von der Horde pubertierender Mini-Schweden genervt, die zu späterer Stunde eher spärlich bekleidet die „Tanzfläche“ vor General Midi unsicher machte. Das sahen die beiden holländischen Trucker neben mir offenbar ähnlich, was zu spontanem gemeinsamen Bierkonsum zwecks Völkerverständigung führte. Als General Midi dann gegen 12 die nicht vorhandenen Segel seines Piratenschiffs strich, war das Klappbett in der Kajüte eine willkommene Unterlage für eingehende Betrachtungen meiner Augenlider. Von innen.
Die sanfte, leicht akzentbehaftete Stimme der Rezeptionistin machte uns am nächsten morgen darauf aufmerksam, dass im Speisesaal ein Frühstücksbuffet bereitstehen würde. Yieha! Eier, Würstchen, Speck, 2 Brötchen, begleitet von Apfelsaft, Wasser und Milch sind ein brillianter Start in den Tag. Allerdings ein recht eiliger, denn plötzlich war unser stolzer Hochseekreuzer im Hafen von Trelleborg eingelaufen (zum Glück nicht so stark, dass wir nicht mehr reingepasst hätten*).
Wenn man von Trelleborg nach Stockholm fahren möchte, empfiehlt sich die Anschaffung eines Autowagens mit Tempomat. Denn den kann man getrost am Ortsausgang von Trelleborg auf die maximal erlauben 110 km/h einstellen und nach ca. 5-6 Stunden in Stockholm wieder ausstellen. Südschwedens Landstraßen (oder sind es doch Autobahnen? Wir konnten uns nicht ganz einig werden...) sind nämlich ein Phänomen. Herrlich wenig Verkehr, nur sehr wenige kleine Baustellen, viel Landschaft und ein qualitativ hochwertiger Belag. Und wenn man das Glück hat, ein Stück an der Küste entlang zu fahren, sieht man sogar außer den sonst üblichen Bäumen auch eine wunderschöne Küstenlandschaft, reichlich garniert mit Booten, Buchten und Felsen. Und Wasser.
Ein eher seltsames Hobby der Schweden scheint das Aufstellen auf Pfosten gespießter Flugzeuge am Straßenrand zu sein. Hier ein, leider nicht ganz perfektes, Foto einer solchen Installation:
Ein eher unangenehmes Hobby unseres Navigationssystems hingegen ist es, uns in die Irre zu führen. Vielleicht lag es aber auch an der eher rudimentären Wegbeschreibung des Reiseveranstalters zum Hotel. Oder schlicht und einfach daran, dass ich über keinerlei Orientierungssinn verfüge. Schade auch. Wie man so schön sagt: „Menschen ohne Orientierungssinn sehen viel mehr von der Welt.“ Dem kann ich nur beipflichten.
Nach einer großzügigen Extra-Runde durch Stockholms Vororte sind wir jedenfalls endlich im Hotel angekommen. Kaum zu glauben, in meinem Zimmer steht sogar ein Kühlschrank. Ich hoffe er funktioniert. Leuchten tut's schon mal. Und noch eine grandiose technische Meisterleistung drückt sich an meiner Zimmerwand herum: Ein Hosenplattdrückautomat! Marke „Edward“. Ich werde ihn Eddi nennen. Ein dreifaches Hoch auf die Technik. Hoch! Hoch! Hoch!
Jetzt bin ich auf die Stadt an sich gespannt. Und auf mein Wohnheimszimmer, so ich es denn am Montag beziehen darf. Dann gibt’s auch hier wieder Neuigkeiten und Fotos.
Angenehmen Abend noch!
Der Michi
* Diejenigen, die sich schlechten Wortwitzen, der Königsdisziplin der abendländischen Literatur, lieber verweigern möchten, streichen diesen Satz bitte.




5 Kommentare:
michi, so kennen wir dich, da fehlen noch sternchen an dem einem oder anderen satz :P
auf jeden fall sehr schön geschrieben, ich wünsche von hier aus schon mal viel erfolg für die anstehenden abenteuer und hoffe über dieses medium noch einiges mehr über deinen trip zu erfahren !
best regards,
der borch
Hallo Michi nebst Pa & Ma. Wir haben uns köstlich amüsiert über deinen erfrischenden Bericht. Eigentlich schade, dass du nicht was anderes studierst (Journalistik oder sowas).
Wünschen euch noch ein paar schöne Tage gemeinsam und dir dann einen erfolgreichen Start.
Gruß an Inge u Heinz.
Moni u Eckhard
aye, das hört sich doch schon mal alles grandios an!!
dann bin ich ja mal gespannt auf deine neue studi-butze!
lg!(auch an maren, falls ihr euch die tage über den weg laufen solltet :))
Hallo Sohn,deine Eltern sind wieder zuhause.
Wir hoffen, dass du dein spartanisch eingerichtetes Zimmer etwas gemütlich gestalten kannst. Fühl dich wohl und genieße die Zeit.
Deine Eltern
geiler blog! und da ich meine login-daten auch längst wieder vergessen habe, begrüße ich die möglichkeit zum anonymen posten ungemein.
leon hat sich heut noch wegen deiner nummer gemeldet - wird sich also vermutlich bald bei dir melden.
haunse! jojo
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