Freitag, 31. Oktober 2008

Der Bollerofen...

...welch nützliche Erfindung. Spendet er doch Wärme, Gemütlichkeit, rustikales Ambiente und den zarten Duft gen Himmel steigender Raucharomen. Und in unserer modernen, oftmals allzu schnelllebigen Welt gibt er dem Mann sein altes Refugium zurück, lässt ihn zurückkehren zu dem, was seit der Steinzeit seine wichtigste und zugleich auch schönste Aufgabe war: Feuer machen.

Warum ich hier so abschweife und mich in Schwärmereien ergehe? Die Antwort lautet: Spontanurlaub. Aber der Reihe nach: Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war auf Grund eines noch zu schreibenden Aufsatzes von wenig (de facto: gar keinem) Schlaf geprägt, der darauf folgende Morgen bescherte mir einen längeren Aufenthalt in der Uni, und als ich nach Hause kam, wollte ich nur noch 2 Dinge: Meine Pizza essen und schlafen. Der erste Punkt dieser simplen Auflistung meiner Bedürfnisse war schon fast abgehakt, als mein Telefon klingelte. Ich muss gestehen, für einen Moment darüber nachgedacht zu haben, einfach nicht dranzugehen und mir selbst und dem Anrufer vorzuspielen, ich würde schon schlafen. Aber ne, kann ich ja nicht machen. Zuerst also die Frage: ”Hey Michi, heute schon was vor?” Darauf ich: ”Öhm, ja, also außer schlafen (lange und viel) eigentlich noch nichts...” - ”Gut, was hältst du von Urlaub? Wir haben übers Wochenende ne Hütte im Wald am See gemietet, schön mit Plumpsklo und Sauna und so, aber jetzt ist einer krank geworden. Willst du mit?” Und da ich ja ein spontaner Mensch bin, sagte ich: ”Hey, das klingt gut, wann soll's denn losgehen?”. Tja, fast bereute ich meine Spontanität, als ich hörte, dass ich noch knapp 1 ½ Stunden Zeit hätte, meine Sachen zu packen und alles zu regeln. See you, Schlaf! Also schnell die Pizza aufgefuttert, einen traurigen Blick Richtung Bett geworfen, den Rucksack rausgekramt und dann nichts wie rein mit meinen Siebensachen in den Beutel!

Knapp anderthalb Stunden später ging sie dann los, die lustige Fahrt in den 150km nördlich gelegenen Nationalpark mit dem schönen, aber für Nichtschweden unaussprechlichen Namen Färnebofjärden. Oder sollte man besser Irrfahrt sagen? Denn unsere Hilfsmittel zum Erreichen dieses Ziels waren die folgenen: Ein gemieteter VW Transporter, 1 Kompass, 3 Karten, die sich vor allem dadurch auszeichneten, unser Zielgebiet NICHT zu enthalten, eine dürftige Map24-Wegbeschreibung zu einem völlig anderen Ort und die obskure Wegbeschreibung des Hütten-Vermieters. Das klingt nach Spaß, zumal es ab ca. 17 Uhr in Schweden stockdunkel ist. Also folgten wir auf unserer Odyssee der Beschreibung des Vermieters, wobei wir noch einen kurzen Zwischenstopp in der Nähe von Uppsala zwecks Proviantaufnahme einlegten. Bei diesem Einkauf wurde dann auch der Geschlechterkonflikt zwischen den 3 Männern und 4 Frauen unserer kleinen Expedition in die schwedische Wildnis deutlich. Spätestens dann, als wir drei Herren eine Palette Eier samt Speck zwecks morgendlichem Verzehr zum Einkaufswagen trugen. Ich erspare mir an dieser Stelle weitere Ausführungen zu geschlechtsspezifischem Ernährungsverhalten.

Dann ging es weiter gen Norden, und es wurde sowohl noch dunkler als auch noch waldiger. ”Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist...” - ”Baum!” - ”Mist.” Dass ich nicht gerade mit einem rühmenswerten Orientierungssinn ausgestattet bin, sollte ja hinlänglich bekannt sein. Leider schien es meinen Mitreisenden ähnlich zu gehen, denn plötzlich standen wir mitten im Wald und wussten nicht mehr weiter. Die präzise Beschreibung des Zielgebietes belief sich nämlich leider auf den Namen des Ferienortes und den Vornamen der Vermieterin. Nach einigem Umherirren im Dunkeln fiel uns plötzlich ein weißer Volvo auf, der uns scheinbar folgte.

Ok, wir sind alleine mitten im dunklen Wald, weit abseits jeglicher Zivilisation, und uns folgt jemand? Das kann eigentlich nur 2 Dinge bedeuten: 1. Verwirrte Psychopathen die uns auflauern. 2. Unsere Vermieter, die so nett waren, uns zu suchen. Oder beides. Na gut, es war jedenfalls hauptsächlich Nummer 2, und so kamen wir dann doch noch an unserer Ferienhütte an. Augenscheinlich war dies einer der gemütlichsten Plätze auf der Welt. Die etwas skurillen, aber durchaus freundlichen Vermieter hatten schon sämtliche Lichter angeschaltet und den Bollerofen angeheizt. Erst bei der Abreise jedoch offenbarte mir die Vermieterin, in welch historischen vier Wänden wir da gehaust haben. Hielt ich die Zahl 1912 an der Küchenwand noch für das Jahr der Erbauung, ist es in Wirklichkeit nur das Jahr, in dem die Hütte von der anderen Seite des Sees, an der sie da schon für ca. 200 Jahre gestanden hatte, an den aktuellen Standort verpflanzt wurde. Das war zumindest das, was ich aus dem Englisch-Schwedisch-Gemisch der guten Frau entnehmen zu können glaubte.

Ein paar Eindrücke dieses absolut wunderbaren Wochenendes findet ihr hier (<- klicken).

Auch ein tieferer Einblick in die schwedische Tierwelt war mir an diesem Wochenende gestattet. Allerdings leider einer der eher unangenehmen Sorte. Denn was auch immer mich da gestochen hat, muss ein besonders übles Exemplar der gemeinen Sumpfmücke gewesen sein, jedenfalls sorgte sie dafür, das meine Hand auf das Doppelte ihrer Größe anschwoll (Tendenz steigend) und ich mich bis einschließlich Montag zur Spezies der Einarmigen Banditen zählen durfte. Meine linke Hand war nämlich zu nix mehr zu gebrauchen (außer als Anschauungsmodell für die maximale Schwellfähigkeit der menschlichen Hand).

Die Unsitte, amerikanische Festlichkeiten zu übernehmen, ist leider auch an den Schweden nicht vorbeigegangen. So wird auch hier reichlich Halloween gefeiert. Und da der Michi an sich ja kein Spielverderber ist, hat er sich auch hieran beteiligt:

Zum Schluss abermals meine Lieblingsrubrik. Ja genau, das schwedische Alltagsleben. Passt auch ganz gut zu Halloween, bisweilen ist es hier nämlich wirklich gruselig. Ich frage mich manchmal, ob der Schwede an sich keinen Spiegel zuhause hat. Worauf ich eigentlich hinaus will? Darauf, dass ich ganz froh bin, nicht jedem Modetrend hinterherrennen zu müssen. Dieser sieht hier nämlich im Moment folgendermaßen aus:

Für ”Männer” (so man sie denn als solche erkennt): Das Gesicht ziert eine Brille, die erschreckende Ähnlichkeit mit dem Modell hat, dass auch in unseren Karnevals-Nasenbrillen verbaut ist. Aber die Schweden meinen das ernst!!! Auch die sonstige Gestaltung des Antlitzes ähnelt der Nasenbrille, die ja gewöhnlich mit Bart geliefert wird. Das in Schweden gerade aktuelle Modell der Gesichtsbehaarung ist ein (möglichst blonder) Oberlippenbart, von dem ich hoffte, dass er bereits in den frühern 80ern ausgestorben sei.

Den Kopf bedeckt dazu gerne eine Mütze in Farben, die nicht zum Rest der Kleidung passen, und die auch innerhalb von Gebäuden oder bei warmem Wetter nicht abgenommen wird.

In Sachen Beinkleid geht der Trend gerade zu engen Karottenhosen, die auch gerne mal zu kurz sein dürfen, dazu wahlweise hässliche Turn- oder Lederschuhe (gerne auch spitz zulaufend!) mit weißen Socken oder aber auch Stiefel, die fast bis zum Knie gehen (und in die natürlich die Hose reingestopft wird). Im schlimmsten Fall sieht das dann ungefähr so aus:

Was die Frauen hier so tragen, erzähle ich euch dann beim nächsten Mal. Auch das ist leider meistens nicht weniger gruselig.

Bis dahin wünsche ich noch ein angenehmes Wochenende

der Michi

Sonntag, 19. Oktober 2008

"Hump-pa!"...

...”Hump-pa! Hump-pa!” Warum ich hier so oft ”Humppa!” rufe? Na klar, weil ich am Freitag Abend auf einem Eläkeläiset-Konzert war. Heidewitzka! DAS war mal ein brillianter Abend. Was? Einige wissen nicht, wer Eläkeläiset sind? Na, dann haben diese Einigen aber einiges verpasst. Bei dieser Formation handelt es sich um eine finnische Band, die ihr musikalisches Schaffen der Humppa, einer Art finnischer Polka gewidmet hat. ”Eläskeläiset” bedeutet auf Deutsch übrigens so viel wie ”Die Rentner”, weil laut Aussage der Band Humppa eigentlich Musik für Rentner ist. Und so kleidet sich die Band auch. Hey, stand da nicht gerade ”eigentlich”? Ja. Denn bei den sympathischen Finnen wird aus angestaubter Tanztee-Musik der optimale Party-Soundtrack. Denn es werden (mehr oder weniger) bekannte Songs aus dem Rock-, Pop- und Metal-Bereich gespielt, außerdem geschieht das ganze etwas schneller, als es bei dieser Musikrichtung eigentlich üblich wäre. Mittlerweile sind auch einige höchst gelungene Eigenkompositionen entstanden. Charakteristisch ist, dass bei so ziemlich jedem Liedtitel das Wort ”Humppa” vorkommt. Und das auf der Bühne gerne nicht nur musiziert, sondern auch kräftig gefeiert wird. Und ausgesprochen umtriebig sind die Finnen auch, spielen sie doch im Jahr laut eigener Angabe 80 bis 100 Konzerte, davon ca. 40 in Deutschland. Und was macht man auf Tour, wenn man nicht gerade auf der Bühne steht bzw. eher sitzt? Man versteckt Dinge, welche die Fans dann suchen und finden können. Vorzugsweise hochprozentige Getränke, manchmal aber auch ein Keyboard oder andere lustige Überraschungen. Als kleine Hilfestellung werden die Koordinaten der Verstecke dann auf der Bandhomepage veröffentlicht. Genug der Abschweifung, wer mal die Möglichkeit hat, Eläkeläiset live in seiner Nähe zu sehen, sollte das nicht verpassen, gute Unterhaltung ist garantiert.

Was ist sonst noch so passiert seit dem letzten Eintrag (der - Asche auf mein Haupt! - auch schon ein bisschen länger her ist, da mich eine fiese Erkältung niederstreckte)? Beispielsweise brach über Schweden eine Woche lang eine Invasion aus Deutschland ein, die ihr Hauptquartier in meiner bescheidenen Behausung aufschlug. Bilder davon gibt es hier (<- klicken!) zu sehen.

Und jetzt abermals meine Lieblingskategorie: Schwedisches Alltagsleben. Diesmal 3 Punkte. Zum ersten: Freizeit. Ja, manchmal sieht man Sportler in der Öffentlichkeit. Jogger im Park, Inline-Skater auf dem Gehweg, Halb-Liter-Stemmklassen-Meister in der Kneipe. Aber Stockholm kann mehr! Es wunderte mich beispielsweise sehr, auf einem der zentralsten Plätze in Stockholm Schnee zu sehen. Und das bei spätsommerlichen Temperaturen. Offenbar hatten ein paar findige Menschen sowohl die gute Idee als auch die passenden Sponsoren, um einen kleinen Snowboard-Wettbewerb mitten in der Innenstadt auf einer Treppe auszurichten und ein paar Meter weiter jungen Skateboard-Talenten die Gelegenheit zu geben, wahlweise der Öffentlichkeit sich selbst und ihre Künste zu präsentieren oder sich aber auch öffentlich die Knochen zu brechen. Jedenfalls gab mir diese interessante Gelegenheit, mich mal als Sportfotograf zu versuchen. Hier die Ergebnisse. (<- klicken).

Zweitens. Haustiere. Auch Haustiere und deren Besitzer sieht man bisweilen an öffentlichen Orten. Hundehalter samt Tier beim beschmutzen der Gehwege (und – in glücklichen Ausnahmefällen auch beim Beseitigen der Verschmutzung), streunende Katzen, Flöhe in der Haarpracht. Auch hier kann Stockholm mehr. Beispielsweise diesen jungen Herren in der U-Bahn-Station, ganz nach guter alter Piratenmanier:

Drittens. Warnschilder. Nicht nur in Deutschland wird man an jeder Ecke vor den Gefahren des Lebens gewarnt, nein! Auch die Schweden können das. Beispielsweise am Aufzug des Musikmuseums, wo man davor gewarnt wird, sich nicht von seiner Mülltonne (!) im Aufzug einklemmen zu lassen:

Ja, manchmal sind sie seltsam, diese Schweden.

Ich hoffen, ihr bleibt mir gewogen und kommt trotzdem wieder.

Hälsningar!

Der Michi

Samstag, 4. Oktober 2008

Zwei...

...zum Preis von einem. Oder so ähnlich. Jedenfalls gibt's heute für zwei Wochen nur einen Eintrag. Also einmal lesen, zwei mal informiert sein. Und es gibt was extra: Mehr Text, jede Menge Fotos und das Rezept der Woche!

Der frühe Vogel erfreut sich ja bei einigen Zeitgenossen außerordentlicher Beliebtheit. Da ich aber kein großer Freund des Würmerfangens bin, erschließt sich mir der Sinn des frühzeitigen Verlassens meines Bettes nur sehr selten. Manchmal lohnt es sich allerdings auch, wie ich auf einem morgendlichen Spaziergang durch die Stadt feststellen durfte:

Außerdem habe ich erkannt, warum die Schweden sich die hohen Preise hier ohne weiteres leisten können: Sie haben sich eine goldene Nase verdient, wie man an diesem jungen Mann hervorragend sehen kann:

Und auch in dieser Woche gab es wieder Veränderung. Während ¼ der deutschen Flurbelegschaft Kungshamra in Richtung Berliner Heimat verlassen hat, bekam ich pünktlich zu seiner Abschiedsparty netten und ausgesprochen willkommenen Besuch aus der Heimat. Also gings auch direkt am Samstag Morgen zum großen Herbstmarkt im Freiluftmuseum Skansen. Doch welch ein Schreck! Der Marktplatz war verwaist, nichts zeugte von dem angeblich riesigen und malerischen Markt mit traditionellem schwedischen Handwerk, Essen und Musik. Naja, der Park hat ja auch ansonsten einiges zu bieten, wie ich vor einigen Wochen schon beschrieb. Also fleißig den ganzen Park erkundet, bis wir irgendwann zufällig hinter dem Apfel-Café (ja, es waren große Apfeltage in Skansen, 250 Sorten wurden ausgestellt!) auf einen Weg stießen, der uns in einen Teil des Parks führten, der sich bisher sehr erfolgreich vor uns versteckt halten konnte. Und Pottstausend! Da war auch jener mysteriöse Markt, der den geneigten Besucher in ein längst vergangenes Schweden zurück zu versetzen vermochte. Zum Abschluss gab es noch drei Sorten Wild (Elch, Ren und irgendwas anderes) in einer Dünnbrotrolle mit Creme Fraîche. Eigentlich find ich Elche ja zu putzig, um sie zu verzehren, aber schmackhaft sind sie schon. Damit das ganze hier noch ein bisschen übersichtlich und leserlich bleibt, gibt es die Bilder dazu diesmal in einer eigens angelegten Galerie. (<- da klicken!)

Sonntag ging es weiter mit Grillen. Endlich mal wieder. Aber das eigentliche Highlight des Abends war auch das Highlight des folgenden Dienstages: Rock-Karaoke im Pub Anchor. Brilliant. Die Stimmung war am Dienstag sogar so gut (und vielleicht auch so feucht-fröhlich), dass ich mich selbst auf die Bühne verirrt habe.

Am Montag stellte sich mein Postbote mal wieder selbst ein Zeugnis grober Arbeitsverweigerung aus. In Erwartung eines Paketes aus der Heimat harrte ich dem Boten, der mich mit selbigem beglücken sollte. Seltsamerweise läutete meine Klingel nicht. Wie auch, wenn der faule Scherge sie gar nicht gedrückt hat. Was ihn aber nicht davon abhielt, einen ”erfolglosen Zustellversuch” zu melden und mir einen Zettel in den Briefkasten zu werfen. Na super. Das Abholen eines Paketes gestaltet sich nämlich insofern als schwierig, als dass man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Üblicherweise ist das in Stockholm kein Problem, wäre da nicht diese eine und einzige Linie, die zum Paketzentrum fährt. Die hat nämlich die höchst unangenehme Eigenschaft, nur 3 mal täglich für jeweils 2 Stunden im Halbstundentakt zu fahren. Und das üblicherweise nur dann, wenn ich gerade in der Uni sitze. Also konnte ich erst am Donnerstag nach einstündiger Reise die Hilfsgüterlieferung meiner fürsorglichen Familie in Empfang nehmen und mich am Inhalt erfreuen. Und gefreut habe ich mich! Vielen Dank dafür!

Und jetzt einmal mehr meine Lieblingskategorie: Schwedisches Alltagsleben. Zum Ersten: U-Bahn. Nachdem ich mich ja schon über die schier unglaublichen Fahrkünste schwedischer U-Bahn-Fahrer ausgelassen habe, rücke ich diesmal der Technik zuleibe. Notbremsen sind ja an und für sich eine durchaus praktische Sache. Man zieht im Notfall die Notbremse, und der Zug bremst. Unser Freund Wikipedia sagt dazu folgendes: ”Eine Notbremse ist eine technische Vorrichtung zur Auslösung einer sofortigen Bremsung, um Gefahr abzuwenden.” Sofortig? Nicht so bei den Schweden! Betätigt man eine schwedische ”Nödbroms”, hat diese den unglaublichen Effekt, dass der Zug an der nächsten Station hält. Im Notfall hält der Zug also genau da, wo er immer hält, und zwar zu der gleichen Zeit, zu der er da sonst auch hält. Wunderbar. Hoffentlich komme ich hier niemals in eine notbremsungsbedürftige Situation. Eine solche könnte zum Beispiel eintreten, wenn man in der Zugtür eingeklemmt wird. ”Moment, das kann ja gar nicht passieren!” schreit da mancher empört auf. Das ist richtig. Zumindest in Deutschland sind Zugtüren in der Regel mit Sensoren ausgestattet, die ein Einklemmen von Personen verhindern sollen. In Schweden besteht die einzige Sicherheitsvorkehrung aus einem Schild an der U-Bahn-Tür, welches besagt, dass man sich doch bitte nicht von der Tür einklemmen lassen soll, da man dabei Schaden nehmen könne. Danke auch.

Zum Zweiten: Feiertage. Jedes Land hat seine eigenen. Manche Länder jedoch feiern auch einfach die Feiertage anderer Länder, die in ihrem Ursprungsland eigentlich kaum oder zumindest nicht allzu intensiv gefeiert werden. So war ich ein wenig überrascht, in der Uni ein Plakat mit Deutschlandflagge zu sehen, welches besagte, dass am 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit auf dem Kampus gefeiert wird. Das ganze kombiniert man dann vorzugsweise noch mit ein wenig Oktoberfest, deutschem Bier und deutschen Würstchen. Und nicht nur an der Uni, auch sonst werden hier an mehreren Orten wahlweise Tag der Deutschen Einheit, Oktoberfest oder beides zusammen gefeiert.

Gerüchten zufolge ist das Studentenleben, besonders was Nahrungsmittel angeht, traurig und entbehrungsreich. Das an solchen Gerüchten auch etwas wahres dran ist, beweist das vermehrte Auftreten von Instant-Asia-Nudeln auf meinem Einkaufszettel sowie die Gründung der ”Noodle Connection” durch meinen türkischen Flurgenossen und mich. Bei dieser Vereinigung steht das nächtliche Zubereiten dieser kulinarischen Spezialität im Vordergrund. Auch werden sämliche Hersteller und Geschmacksrichtungen durch eine fachkundige Jury geprüft. Da ich aber auch ein großer Freund von sogenanntem ”richtigen” Essen bin, hier mal das Rezept für eine von mir kreirte Nudelsoße (ja, ich weiß, schon wieder Nudeln. Wem das nicht passt, darf mit dieser Soße auch gerne folgendes übergießen: Reis, Gnocchi, Bratkartoffeln, Toastbrot.).


”Der Hahn kräht nicht am End' der Nacht

weil Michi aus ihm Soße macht.”

Man nehme: 1-2 Stücke (ca. 200-300g) Hähnchenbrustfilet (wahlweise auch Pute), 200-300g braune Champignons, 1 Zwiebel, 1 Packung Creme Fraîche (200g), 2-3 Schmelzkäseecken (ca. 40-60g), 1 Brühwürfel (die gute Gemüsebrühe), ein guter Schluck Milch und Gewürze nach Belieben zum Abschmecken.

Und so gehe man vor: Die Hähnchenbrust in kleine Stücke schneiden und ab in Pfanne oder Wok, des Anbratens wegen. Nach einiger Zeit die Zwiebel dazugeben (vorher kleinschneiden!). Wenn das Geflügel nicht mehr roh ist, empfiehlt es sich, die geputzten Champignons (bloß nicht abwaschen, nur mit Küchenrolle abwischen!), die Creme Fraîche, den Schmelzkäse und den Brühwürfel (wer's nicht so würzig mag, sollte vielleicht nur ½ oder ¾ nehmen) ebenfalls in die Pfanne zu hauen, damit das arme Federvieh nicht so einsam ist. Kräftig durchrühren und Milch dazumischen, bis die Soße die gewünschte Konsistenz erreicht hat und der Brühwürfel sich aufgelöst hat. Dann mit Salz und Pfeffer abschmecken, je nach Geschmack auch mit anderen Gewürzen. Nochmal reichlich umrühren und über die gewählte Beilage, vorzugsweise Spaghetti, gießen. Fertig. Wer in diesem Rezept Kalorien findet, darf sie behalten und sich auf die Hüften legen.

Ach so, natürlich sollte man nicht auf die passende Schutzkleidung verzichten:

Und beim nächsten Mal verrate ich vielleicht sogar mein Bolognese-Rezept (welch Überraschung, wieder eine Nudelsoße!).

Es wünscht eine angenehme Zeit bis zum nächsten Eintrag

der Michi