Samstag, 4. Oktober 2008

Zwei...

...zum Preis von einem. Oder so ähnlich. Jedenfalls gibt's heute für zwei Wochen nur einen Eintrag. Also einmal lesen, zwei mal informiert sein. Und es gibt was extra: Mehr Text, jede Menge Fotos und das Rezept der Woche!

Der frühe Vogel erfreut sich ja bei einigen Zeitgenossen außerordentlicher Beliebtheit. Da ich aber kein großer Freund des Würmerfangens bin, erschließt sich mir der Sinn des frühzeitigen Verlassens meines Bettes nur sehr selten. Manchmal lohnt es sich allerdings auch, wie ich auf einem morgendlichen Spaziergang durch die Stadt feststellen durfte:

Außerdem habe ich erkannt, warum die Schweden sich die hohen Preise hier ohne weiteres leisten können: Sie haben sich eine goldene Nase verdient, wie man an diesem jungen Mann hervorragend sehen kann:

Und auch in dieser Woche gab es wieder Veränderung. Während ¼ der deutschen Flurbelegschaft Kungshamra in Richtung Berliner Heimat verlassen hat, bekam ich pünktlich zu seiner Abschiedsparty netten und ausgesprochen willkommenen Besuch aus der Heimat. Also gings auch direkt am Samstag Morgen zum großen Herbstmarkt im Freiluftmuseum Skansen. Doch welch ein Schreck! Der Marktplatz war verwaist, nichts zeugte von dem angeblich riesigen und malerischen Markt mit traditionellem schwedischen Handwerk, Essen und Musik. Naja, der Park hat ja auch ansonsten einiges zu bieten, wie ich vor einigen Wochen schon beschrieb. Also fleißig den ganzen Park erkundet, bis wir irgendwann zufällig hinter dem Apfel-Café (ja, es waren große Apfeltage in Skansen, 250 Sorten wurden ausgestellt!) auf einen Weg stießen, der uns in einen Teil des Parks führten, der sich bisher sehr erfolgreich vor uns versteckt halten konnte. Und Pottstausend! Da war auch jener mysteriöse Markt, der den geneigten Besucher in ein längst vergangenes Schweden zurück zu versetzen vermochte. Zum Abschluss gab es noch drei Sorten Wild (Elch, Ren und irgendwas anderes) in einer Dünnbrotrolle mit Creme Fraîche. Eigentlich find ich Elche ja zu putzig, um sie zu verzehren, aber schmackhaft sind sie schon. Damit das ganze hier noch ein bisschen übersichtlich und leserlich bleibt, gibt es die Bilder dazu diesmal in einer eigens angelegten Galerie. (<- da klicken!)

Sonntag ging es weiter mit Grillen. Endlich mal wieder. Aber das eigentliche Highlight des Abends war auch das Highlight des folgenden Dienstages: Rock-Karaoke im Pub Anchor. Brilliant. Die Stimmung war am Dienstag sogar so gut (und vielleicht auch so feucht-fröhlich), dass ich mich selbst auf die Bühne verirrt habe.

Am Montag stellte sich mein Postbote mal wieder selbst ein Zeugnis grober Arbeitsverweigerung aus. In Erwartung eines Paketes aus der Heimat harrte ich dem Boten, der mich mit selbigem beglücken sollte. Seltsamerweise läutete meine Klingel nicht. Wie auch, wenn der faule Scherge sie gar nicht gedrückt hat. Was ihn aber nicht davon abhielt, einen ”erfolglosen Zustellversuch” zu melden und mir einen Zettel in den Briefkasten zu werfen. Na super. Das Abholen eines Paketes gestaltet sich nämlich insofern als schwierig, als dass man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Üblicherweise ist das in Stockholm kein Problem, wäre da nicht diese eine und einzige Linie, die zum Paketzentrum fährt. Die hat nämlich die höchst unangenehme Eigenschaft, nur 3 mal täglich für jeweils 2 Stunden im Halbstundentakt zu fahren. Und das üblicherweise nur dann, wenn ich gerade in der Uni sitze. Also konnte ich erst am Donnerstag nach einstündiger Reise die Hilfsgüterlieferung meiner fürsorglichen Familie in Empfang nehmen und mich am Inhalt erfreuen. Und gefreut habe ich mich! Vielen Dank dafür!

Und jetzt einmal mehr meine Lieblingskategorie: Schwedisches Alltagsleben. Zum Ersten: U-Bahn. Nachdem ich mich ja schon über die schier unglaublichen Fahrkünste schwedischer U-Bahn-Fahrer ausgelassen habe, rücke ich diesmal der Technik zuleibe. Notbremsen sind ja an und für sich eine durchaus praktische Sache. Man zieht im Notfall die Notbremse, und der Zug bremst. Unser Freund Wikipedia sagt dazu folgendes: ”Eine Notbremse ist eine technische Vorrichtung zur Auslösung einer sofortigen Bremsung, um Gefahr abzuwenden.” Sofortig? Nicht so bei den Schweden! Betätigt man eine schwedische ”Nödbroms”, hat diese den unglaublichen Effekt, dass der Zug an der nächsten Station hält. Im Notfall hält der Zug also genau da, wo er immer hält, und zwar zu der gleichen Zeit, zu der er da sonst auch hält. Wunderbar. Hoffentlich komme ich hier niemals in eine notbremsungsbedürftige Situation. Eine solche könnte zum Beispiel eintreten, wenn man in der Zugtür eingeklemmt wird. ”Moment, das kann ja gar nicht passieren!” schreit da mancher empört auf. Das ist richtig. Zumindest in Deutschland sind Zugtüren in der Regel mit Sensoren ausgestattet, die ein Einklemmen von Personen verhindern sollen. In Schweden besteht die einzige Sicherheitsvorkehrung aus einem Schild an der U-Bahn-Tür, welches besagt, dass man sich doch bitte nicht von der Tür einklemmen lassen soll, da man dabei Schaden nehmen könne. Danke auch.

Zum Zweiten: Feiertage. Jedes Land hat seine eigenen. Manche Länder jedoch feiern auch einfach die Feiertage anderer Länder, die in ihrem Ursprungsland eigentlich kaum oder zumindest nicht allzu intensiv gefeiert werden. So war ich ein wenig überrascht, in der Uni ein Plakat mit Deutschlandflagge zu sehen, welches besagte, dass am 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit auf dem Kampus gefeiert wird. Das ganze kombiniert man dann vorzugsweise noch mit ein wenig Oktoberfest, deutschem Bier und deutschen Würstchen. Und nicht nur an der Uni, auch sonst werden hier an mehreren Orten wahlweise Tag der Deutschen Einheit, Oktoberfest oder beides zusammen gefeiert.

Gerüchten zufolge ist das Studentenleben, besonders was Nahrungsmittel angeht, traurig und entbehrungsreich. Das an solchen Gerüchten auch etwas wahres dran ist, beweist das vermehrte Auftreten von Instant-Asia-Nudeln auf meinem Einkaufszettel sowie die Gründung der ”Noodle Connection” durch meinen türkischen Flurgenossen und mich. Bei dieser Vereinigung steht das nächtliche Zubereiten dieser kulinarischen Spezialität im Vordergrund. Auch werden sämliche Hersteller und Geschmacksrichtungen durch eine fachkundige Jury geprüft. Da ich aber auch ein großer Freund von sogenanntem ”richtigen” Essen bin, hier mal das Rezept für eine von mir kreirte Nudelsoße (ja, ich weiß, schon wieder Nudeln. Wem das nicht passt, darf mit dieser Soße auch gerne folgendes übergießen: Reis, Gnocchi, Bratkartoffeln, Toastbrot.).


”Der Hahn kräht nicht am End' der Nacht

weil Michi aus ihm Soße macht.”

Man nehme: 1-2 Stücke (ca. 200-300g) Hähnchenbrustfilet (wahlweise auch Pute), 200-300g braune Champignons, 1 Zwiebel, 1 Packung Creme Fraîche (200g), 2-3 Schmelzkäseecken (ca. 40-60g), 1 Brühwürfel (die gute Gemüsebrühe), ein guter Schluck Milch und Gewürze nach Belieben zum Abschmecken.

Und so gehe man vor: Die Hähnchenbrust in kleine Stücke schneiden und ab in Pfanne oder Wok, des Anbratens wegen. Nach einiger Zeit die Zwiebel dazugeben (vorher kleinschneiden!). Wenn das Geflügel nicht mehr roh ist, empfiehlt es sich, die geputzten Champignons (bloß nicht abwaschen, nur mit Küchenrolle abwischen!), die Creme Fraîche, den Schmelzkäse und den Brühwürfel (wer's nicht so würzig mag, sollte vielleicht nur ½ oder ¾ nehmen) ebenfalls in die Pfanne zu hauen, damit das arme Federvieh nicht so einsam ist. Kräftig durchrühren und Milch dazumischen, bis die Soße die gewünschte Konsistenz erreicht hat und der Brühwürfel sich aufgelöst hat. Dann mit Salz und Pfeffer abschmecken, je nach Geschmack auch mit anderen Gewürzen. Nochmal reichlich umrühren und über die gewählte Beilage, vorzugsweise Spaghetti, gießen. Fertig. Wer in diesem Rezept Kalorien findet, darf sie behalten und sich auf die Hüften legen.

Ach so, natürlich sollte man nicht auf die passende Schutzkleidung verzichten:

Und beim nächsten Mal verrate ich vielleicht sogar mein Bolognese-Rezept (welch Überraschung, wieder eine Nudelsoße!).

Es wünscht eine angenehme Zeit bis zum nächsten Eintrag

der Michi

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

whaha...ich bin ja schon so gespannt... ;-)